Weimarer Republik und Nationalsozialismus  (1919 - 1945)

 
a) Historischer Hintergrund

Ende des ersten Weltkriegs, Versailler Vertag, Weimarer Republik 
politischer Terror, Inflation, u.a. durch Reparationszahlungen (bis 1923) 
ab 1924 scheinbarer wirtschaftlicher Aufschwung, »Goldene Zwanziger« 
Scheitern der Weimarer Republik, Beginn der Hitler-Diktatur (1933) 
Zensur politisch gegnerischer Presse, Künstleremigrationen, Verfolgung politischer Gegner, Judenverfolgung 
Zweiter Weltkrieg (1939-45), Zusammenbruch des Nationalsozialismus 


b) Neue Sachlichkeit

allgemeine Kunstrichtung, Reaktion auf den Expressionismus 
sachlich-objektive Darstellung, »[...], man will Fakta und Fakta.« (Döblin) 
großes literarisches Spektrum durch mannigfaltige Auffassungen 


c) Literarische Formen

Roman als bevorzugte Gattung aufgrund der Fülle der Ereignisse (erster Weltkrieg), vielschichtige Monumentalromane (Mann, Musil, Broch) 
politische, gesellschaftskritische Satiren (Tucholsky, Kästner) 


d) Vertreter

Thomas Mann (von unterschiedlichen, vollkommen gegensetzlichen Charakteren handelnder Gesprächsroman Der Zauberberg, die rationale Joseph-Romantetralogie, Darstellung des nationalsozialistischen Rausches als Teufelsbündler in Doktor Faustus) 
Robert Musil (Haupt- und Lebenswerk Der Mann ohne Eigenschaften, von jemandem handelnd, der »ein bedeutender Mann« werden will, Vorkriegszeit (erster Weltkrieg) als zeitlicher Schauplatz) 
Hermann Broch (Romantrilogie Die Schlafwandler, beinhaltet drei Zeitbilder und ein zehnteiliges Essay über Wertsetzung, poetischer und esoterischer Roman Der Tod des Vergil, wissenschaftliche und politische Essays) 
Hermann Hesse (kritischer Roman Unterm Rad, Darstellung von Gegensätzen in autobiographischen »Seelenbiographien« Demian, Siddharta, Der Steppenwolf und dem Roman Das Glasperlenspiel) 
Anna Seghers (revolutionäre Erzählung Der Aufstand der Fischer von St. Barbara, den Nationalsozialismus beobachtenden Romane Der Kopflohn und Die Rettung, Roman über Flucht aus dem Konzentrationslager Westhofen Das siebte Kreuz) 
Carl Zuckmayer (Volksstücke Der fröhliche Weinberg und der vom Teufelskreis der Bürokratie handelnde Der Hauptmann von Köpenick, Drama Des Teufels General) 
Ödön von Horváth (wirklichkeitsnahe Volksstücke Zur schönen Aussicht, Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald, Kasimir und Karoline und Glaube Liebe Hoffnung, fein unterscheidende Gesellschaftskritik, Roman über die Jugend im Nationalsozialismus Jugend ohne Gott) 
Bertolt Brecht (didaktische Stücke Der Jasager und der Neinsager, Die Maßnahme, Die Ausnahme und die Regel, Die Dreigroschenoper, Theatertheorien Kleines Organon für das Theater, historisches Drama über die Verantwortung eines Wissenschaftlers Leben des Galilei, Drama über den Dreißigjährigen Krieg Mutter Courage und ihre Kinder, Parabel Der gute Mensch von Sezuan) 
Erich Maria Remarque (Antikriegsromane, den ersten Weltkrieg betreffend, Im Westen nichts Neues, Der Weg zurück) 
Kurt Tucholsky (scharfsinnige, politische und gesellschaftskritische Satire, Prosawerke Rheinsberg, Schloß Gripsholm) 
Erich Kästner (satirische Gedichte, Fabian, Emil und die Detektive) 
Johannes R. Becher (expressionistische Lyrik, politische Dichtung, Dramatik, z.B. Winterschlacht. eine deutsche Tragödie) 
Hans Fallada (gesellschaftskritische Romane, Wer einmal aus dem Blechnapf frißt, Kleiner Mann - was nun?) 


e) Nationalsozialistische Literatur

Emigration sehr vieler Schriftsteller (Werfel, Kaiser, Manns, Döblin, Musil, Broch, Roth, Seghers, Zuckmayer, Brecht), geistige Verarmung 
kulturtheoretische Denkansätze von Nietzsche bis Sprengler als Grundlage für die nationalsozialistische Propagandaliteratur von keinem literarischen Wert 
epigonale »volkhafte Dichtung« und »heldische Dichtung« zur Förderung des Kampfgeistes 


f) Literatur der Nachkriegszeit (1945 - 1949)

Wiederkehr der meisten emigrierten Schriftsteller 
Erschwerung durch allgemeinen Bevölkerungsnotstand, Papierknappheit und Zensur der Besatzungsmächte 
Aufgriff des zweiten Weltkrieges als direktes oder indirektes Thema oder konservatives Aufgreifen der Antike, des Humanismus, der Klassik 
Literaturverein »Gruppe 47«, Hans Werner Richter und Alfred Andersch, politisch engagierte Literatur, klarer und präziser Realismus, vorwiegend Kurzgeschichten 
Elisabeth Langgässer (Das unauslöschliche Siegel), Hermann Kasack (Die Stadt hinter dem Strom) 
Ernst von Salomon (Stimmungsbild der Nachkriegszeit in Der Fragebogen) 
Wolfgang Borchert (Antikriegs-Hör- und Schauspiel Draußen vor der Tür) 
Wolfgang Weyrauch (Prosasammlung Tausend Gramm), Günter Erich (Abgelegene Gehöfte)

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